Im Škoda Rapid zum Polarkreis und zu Olympia

Im Škoda Rapid zum Polarkreis und zu Olympia

Škoda Auto feiert sein 130-jähriges Bestehen und wir lassen einzigartige Momente aus der Geschichte der Marke wieder aufleben. Dieses Mal, ein unglaubliches Abenteuer mit dem Škoda Rapid.

27. 8. 2025 130 years

Die frühen 1930er Jahre waren geprägt von der Weltwirtschaftskrise, die die junge Tschechoslowakische Republik hart traf. Mit dem wirtschaftlichen Niedergang stieg die Arbeitslosigkeit sprunghaft an. Auf ihrem Höhepunkt waren fast eine Million Menschen ohne Arbeit, die Arbeitslosenquote lag bei über 20 Prozent. Es ist daher nicht verwunderlich, dass insbesondere die jüngere Generation am Ende dieser schwierigen Jahre auf der Suche nach Unterhaltung und Abenteuern war.

Ein Fotoalbum aus dem Archiv von Škoda Auto erzählt die Geschichte von vier jungen Männern, die 1936 in einem Škoda Rapid von Prag zum Polarkreis aufbrachen. Auf dem Rückweg nahmen sie sogar an der Olympischen Sternfahrt teil, ein inoffizielles Automobil- und Motorrad-Rennen, das parallel zu den Olympischen Spielen in Berlin ausgetragen wurde. Beim Durchblättern des Albums wird das beeindruckende Reiseabenteuer greifbar.

Die Crew 

Zentrale Figur der Geschichte ist der Besitzer und Fahrer des Autos, der 23-jährige Jurastudent Vladimír Štůla. Zu ihm gesellten sich drei Freunde, die sich im Album spielerisch „Crew-Rollen“ zuwiesen: Štůla als Anführer und Fahrer, Bohumír Pokorný als Schatzmeister, Fotograf und Schneider, Bohumil Zahradník als Unterkunftsmanager und Ladislav Týra als Navigator, Mechaniker und Kameramann. Ihre augenzwinkernden Berufsbezeichnungen verdeutlichen die gute Laune, mit der die Gruppe aufbrach.

Zde vidíme dobrodruhy před startem v Praze. Zleva Pokorný, Štůla, Zahradník a Týra.Die vier Abenteurer beim Start in Prag (von links nach rechts): Pokorný, Štůla, Zahradník und Týra.

Škoda Auto erwarb das Album von einem privaten Eigentümer. Das handgebundene Album enthält nicht nur Fotos mit handschriftlichen Bildunterschriften, sondern auch Zeitungsausschnitte, die über die ungewöhnliche Reise berichten. Eine echte Rarität ist die Karte, auf der die gesamte Route sorgfältig eingezeichnet ist. Der Detailgrad lässt auf die Arbeit eines geborenen Erzählers schließen, der es auch nach fast 90 Jahren noch leicht macht, das Abenteuer nachzuvollziehen.

Aufbruch nach Norden

Die Crew verließ Prag am 25. Juni 1936. Škoda Auto selbst unterstützte die Reise mit einem Beitrag von 20.000 Kronen, der als „Zuschuss für eine Werbetour jenseits des Polarkreises und die Olympische Rallye“ deklariert wurde.

Die Route zum ersten Ziel führte durch Deutschland und Dänemark nach Skandinavien. Nach der Durchquerung der Hauptstädte Stockholm und Oslo setzte das Quartett seine Reise in die norwegische Hafenstadt Trondheim und weiter nach Norden fort. Am 11. Juli, nach einer Marathonfahrt von 868 Kilometern ohne Pause, überquerte das Auto den Polarkreis. Es war die längste Etappe der gesamten Reise.

Der nördlichste Punkt der Expedition war der Hafen von Liinakhamari an der Küste des Arktischen Ozeans, das Ende der damals neuen Arktischen Autobahn. Dort posierte die Crew in angemessener formeller Kleidung für Fotos. Zu dieser Zeit gehörte der Hafen zu Finnland, doch nur drei Jahre später wurde das Land von der Sowjetunion überfallen und gezwungen, 10 Prozent seines Territoriums an den Feind abzutreten, darunter auch Liinakhamari. Ein Konflikt, der als Winterkrieg in die Geschichte einging.

With the Škoda Rapid beyond the Arctic Circle – and to the OlympicsFür die vier jungen Reisenden war die Reise vor allem ein Vergnügen. Eine Bildunterschrift unter einem im Hafen aufgenommenen Foto lautet schlicht: Szenen aus dem Film „Der Meeresgott“.

Die Olympische Sternfahrt

Es folgte die Fahrt im Rapid nach Süden. Nach der Durchfahrt von Ivalo und der Ankunft am Bottnischen Meerbusen erreichte die Crew die finnische Stadt Tornio. Am 16. Juli starteten sie von dort aus zur Olympischen Sternfahrt nach Berlin.

Eine im Album aufbewahrte Startliste zeigt, dass der Škoda Rapid die Startnummer 43 von insgesamt 154 Autos trug. Die Nummer ist sogar als Aufkleber auf dem Einband des Albums zu finden. Es ist nicht der einzige Sticker. Die Einbände des Albums sind mit Aufklebern von Hotels verziert, in denen die Abenteurer übernachtet haben. Diese wurden sorgfältig als Souvenirs gesammelt, bilden eine Karte aller besuchten Orte und wurden nach ihrer Rückkehr stolz präsentiert.

Die Rallye-Route führte durch Lettland und Litauen bis zur damaligen deutschen Grenze. In Königsberg (dem heutigen Kaliningrad) stand die Crew vor ihrem ersten Kontrollpunkt – einem von 60 in ganz Deutschland. Um Punkte für die Rallye-Wertung zu sammeln, konnte sich jede Crew an maximal einem Kontrollpunkt pro Tag registrieren. Dieser musste mindestens 250 Kilometer vom vorherigen entfernt sein. Von Königsberg aus fuhren die tschechoslowakischen Reisenden weiter über Swinemünde, Lübeck, Wilhelmshafen, Harzburg, Wittenberg und Lübbenau und erreichten schließlich die Ziellinie auf der Berliner Avus-Rennstrecke, wo auch der olympische Marathon stattfand.

Im Ziel posierten die Teilnehmer noch für Fotos, ehe sie nach Prag zurückkehrten. Dort wurden sie am nächsten Tag im Tschechoslowakischen Automobilclub empfangen. Mit 4.368 Punkten belegte Štůlas Team den zweiten Platz hinter einer deutschen Mannschaft, die in Athen gestartet war. Die Fotos verdeutlichen, dass die vier Freunde eine wunderbare Zeit hatten. Es war ein unvergessliches Urlaubsabenteuer, voller Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben. Zu Hause wurden sie mit einer Trophäe, einem persönlichen Dankesbrief von Škoda Generaldirektor Karel Hrdlička, und Briefmarken mit ihren Konterfeis zur Erinnerung an diese Leistung belohnt.

Se Škodou Rapid za polární kruh a na olympiádu 
Fernreisen in Škoda Fahrzeugen gehören zur Geschichte der Marke. Man belud seinen Škoda mit allem, was man brauchte, schnappte sich eine Karte und machte sich auf den Weg. Dieses Gefühl der Freiheit inspirierte viele zu gewagten Reisen. Leider stürzte die Welt nur drei Jahre nach Štůlas Reise in den Krieg, und solche unbeschwerten Abenteuer wurden unmöglich.

Abenteuer in der DNA

Der Abenteuergeist von Škoda war immer präsent. Graf Alexander Kolowrat-Krakowský nahm bereits 1912 mit einem Laurin & Klement-Fahrzeug an der Rallye Monte-Carlo teil. 1936 fuhren Zdeněk Pohl und Jaroslav Hausman mit einem Škoda Popular Sport von Athen bis nach Monte Carlo und belegten in ihrer Kategorie den zweiten Platz. 

Posádka Pohl–Hausman s roadsterem ŠKODA POPULAR SportIm Januar 1936 fuhr das Team Pohl/Hausman mit ihrem Škoda Popular Sport bei der Rallye Monte-Carlo in der Kategorie bis 1500 cm3 auf den zweiten Platz.

Zu den weiteren spektakulären Reisen gehörte die von František Elstner, der mit Škoda Fahrzeugen durch den Balkan und sogar über den amerikanischen Kontinent fuhr, während das Ehepaar Škulin eine 52.000 Kilometer lange Reise durch Afrika unternahm. Nur zwei Jahre vor Štůlas Expedition hatten sich vier Škoda Popular auf den Weg nach Indien gemacht. Die vielleicht symbolträchtigste Reise war die „Around the World in 97 Days“-Tour – ein prägendes Abenteuer der Zwischenkriegsjahre.