L&K Voiturette A (1905–1907): Das erste Automobil „made in Mladá Boleslav“

› Im Herbst 1905 knüpfte Laurin & Klement mit dem ersten Automodell an seine Erfolge als Hersteller von Fahrrädern und Motorrädern an
› Zwischen 1905 und 1907 entstanden 44 Exemplare der L&K Voiturette A

Mladá Boleslav, 3. August 2020 – Das erste Automobil von Laurin & Klement, dem Unternehmen aus dem später ŠKODA AUTO hervorgehen würde, feierte am 29. Oktober 1905 sein Debüt: Die Voiturette A war ein leichter Zweisitzer, der sich einfach fahren ließ und bis zu 40 km/h erreichte. Auch mit seinem attraktiven Preis-Wertverhältnis überzeugte das 7 PS starke Mobil die Kunden. 44 Exemplare entstanden zwischen 1905 und 1907 in Mladá Boleslav.

Die Voiturette A erhielt am 18. Januar 1906 die behördliche Zulassung für den Straßenverkehr und wurde am 15. April auf dem Prager Automobilsalon erstmals dem Publikum vorgestellt. Mit ihrer fortschrittlichen Konstruktion, der sorgfältigen Verarbeitung und einem attraktiven Preis von 3.600 Kronen für die Basisausführung sorgte sie sofort für Aufsehen. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Arbeiter verdiente damals 2 Kronen pro Tag. Und Kraftstoff – seinerzeit wegen unterschiedlicher Qualität und Dichte noch nicht in Liter gemessen – kostete 66 Heller pro Kilogramm – Die Voiturette A verbrauchte rund 4 Kilogramm Benzin auf 100 Kilometer.

Das Chassis der L&K Voiturette A bestand aus einem Leiterrahmen, der zwei Starrachsen mit halbelliptischen Blattfedern trug. Die beiden wassergekühlten Zylinder des vorne eingebauten V-Motors standen sich im 55-Grad-Winkel gegenüber, aus einem Hubraum von insgesamt 1.005 Kubikzentimetern schöpften sie eine Leistung von 7 PS (5,2 kW). Das direkt geschaltete Dreiganggetriebe wurde über eine Kegelkupplung mit Lederbelag angeflanscht. Die Kraftübertragung an die Hinterräder übernahm zumeist eine Kardanwelle, auf Wunsch standen auch Ketten zur Wahl. Das wendige, 465 Kilogramm leichte Gefährt beschleunigte bis auf 40 km/h, verzögern ließ es sich über eine Bremse, die auf die Kardanwelle wirkte, sowie per Handhebel über Bremstrommeln an den Hinterrädern. Neben den damals üblichen Holzfelgen mit Holzspeichen bot Laurin & Klement seinen Kunden bereits Räder mit Drahtspeichen an und anstelle der beiden Einzelsitze gab es optional auch eine breite Sitzbank, jeweils gefolgt von einem geschlossenen Kofferraum. Die Liste der Extras umfasste auch eine Beleuchtung, ein Dach und weitere Ausstattungsdetails. Zudem war die Voiturette A in den Farben Rot, Grün, Blau und Weiß erhältlich.

Das „Wägelchen“ legte das Fundament für die folgende dynamische Entwicklung des tschechischen Autoherstellers. Das Modellangebot gewann schnell an Vielfalt – von weiteren Fahrzeugen mit Zweizylindermotor über den Typ FF, der 1907 bereits mit einem Reihenachtzylinder auf den Markt kam, bis hin zu weiteren PKW und Nutzfahrzeugen sowie sehr erfolgreichen Rennwagen. Laurin & Klement stieg bald zur größten Automarke der österreich-ungarischen Doppelmonarchie auf und dominierte insbesondere das Voiturette-Segment, in dem 1908 mehr als 90 Prozent aller Neufahrzeuge aus Mladá Boleslav kamen.

Die auf den Bildern gezeigte L&K Voiturette A aus dem Jahr 1906 ist eines von fünf erhaltenen Originalexemplaren und stammt aus dem Bestand eines tschechischen Privatsammlers. Es ist fahrtüchtig und nimmt an der Ausfahrt anlässlich des 125. Geburtstags von ŠKODA teil. Ein weiteres Modell der Voiturette A gehört zur ständigen Ausstellung des ŠKODA Museums in Mladá Boleslav.

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