Eine Ikone in neuem Gewand: die Slavia B

Eine Ikone in neuem Gewand: die Slavia B

Die Designer von Škoda Auto haben sich von einem legendären Modell inspirieren lassen und es in der Designsprache Modern Solid neu interpretiert. Die Wiedergeburt der Slavia B.

24. 4. 2025 Lifestyle

Die Wurzeln von Škoda Auto reichen bekanntlich bis zu den Fahrrädern und Motorrädern zurück, die unter dem Namen Laurin & Klement produziert wurden. Da ist es nur logisch, dass die Reihe von kultigen Fahrzeugen im modernen Stil mit einem Zweirad beginnt.

Das Motorradkonzept auf Basis der legendären Slavia B wurde von Romain Bucaille entwickelt. Der französische Designer ist bei Škoda Design für das Exterieur zuständig. „Ich wollte etwas Einzigartiges machen und zu den Wurzeln der Marke zurückkehren“, sagt Romain. „Ich arbeite jeden Tag an Autos, und da ich auch Motorräder liebe, war es eine wirklich erfrischende Abwechslung, ein Motorrad zu entwerfen.“

Ikonische Formen aus drei Jahrhunderten

Im Skizzenbuch nahm die moderne Interpretation langsam Gestalt an. Die ursprüngliche Version des Motorrads stammt aus dem Jahr 1899, erblickte also im vorletzten Jahrhundert das Licht der Welt. Für die Neuauflage entschied sich Romain für einen futuristischen Ansatz, der ganz auf das 21. Jahrhundert einzahlt.

Trotz der elektrischen Vision behält das Konzept die charakteristische Rahmenform der frühen Laurin & Klement-Motorräder bei, die einst mit Verbrennungsmotor angetrieben wurden. „Es hatte eine sehr markante Form. Der Rahmen umschloss den Motor, schützte ihn von unten und tauchte tiefer ein als der Rest der Struktur“, erklärt Romain. Diese clevere technische Lösung diente als architektonische Grundlage für seinen eleganten Entwurf.

Slavia B 

Die Slavia B wurde 1899 zusammen mit der Slavia A der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie wurde von einem luftgekühlten 240-ccm-Einzylindermotor mit einer Leistung von 1,75 PS angetrieben und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h. Das Motorrad hatte kein Getriebe. Die Kraftübertragung erfolgte über einen Flachriemen, der direkt mit dem Motor verbunden war. Auch Pedale waren vorhanden, die zum Anfahren und als Hilfsantrieb dienten. Zwischen 1899 und 1904 produzierte Laurin & Klement 540 Stück der Slavia B.  

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Der vordere Teil des Rahmens ist eine Hommage an die bemerkenswerte Ingenieursarbeit von Václav Laurin, dessen Motorraddesigns für ihre Stabilität und ihr Handling bekannt waren. Während beim Originalmotorrad der Motor in den Rahmen eingebettet war, lässt das futuristische Konzept von Romain diesen Raum leer und das Logo der modernen Interpretation der Ikone scheint in der Luft zu schweben. Eine kühne vertikale Linie trennt Vorder- und Hinterrad und betont die einzigartige Silhouette des Rahmens.

Eine Hommage an außergewöhnliche Ausdauer

Die Slavia B der Neuzeit ist auch eine Anspielung auf das sportliche Erbe der Originalmaschine. Der Werksfahrer Narcis Podsedníček beendete 1901 das zermürbende Rennen Paris-Berlin als einziger von zehn Motorrädern – alle auf einer Slavia B. „Ich wollte diese sportlichen Eigenschaften in meinem Konzept aufgreifen. Der Sitz ist so gestaltet, dass er zu schweben scheint, losgelöst von der Karosserie des Motorrads“, erklärt Romain. „Außerdem habe ich einen Vintage-Touch mit einer in den Rahmen integrierten ledernen Werkzeugtasche hinzugefügt – damals ein unverzichtbarer Gegenstand bei Langstreckenrennen.“           

Romain beschreibt das Endergebnis als einen „futuristischen Café Racer im Modern Solid Stil“. Die Designsprache von Škoda ist bekannt für ihre einfachen, soliden Formen und die moderne Slavia B spiegelt dies mit klaren Linien, scharfen Kanten und einer markanten Scheinwerfer-Signatur wider, einem weiteren Markenzeichen der aktuellen Ästhetik der Marke.

Vom Papier zum 3D-Modell

Romain ging an das Motorraddesign auf die gleiche Weise heran, wie er bei seiner täglichen Arbeit an Autoprojekte herangeht. „Ich begann mit Bleistiftskizzen, um die richtigen Proportionen zu finden. Da es sich um ein Motorrad handelte, musste ich ein wenig übe. Es war schon eine Weile her, dass ich ein Motorrad gezeichnet hatte“, lacht er. „Das Tolle an Papier ist, dass man immer und überall skizzieren kann, man braucht weder ein Tablet noch einen Computer.“

Dann ging er zu den digitalen Werkzeugen über und erstellte drei verschiedene Skizzen und Renderings mit unterschiedlichen Interpretationen der Form der Maschine. „Es war ein Prozess der Erkundung. Ich habe so lange skizziert, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war“, sagt Romain.

Romain Bucaille 

Der französische Designer Romain Bucaille ist seit 2018 bei Škoda Design tätig. Bevor er nach Mladá Boleslav kam, studierte und arbeitete er im Bereich Design, sein erster Abschluss war jedoch im Maschinenbau. Geboren und aufgewachsen ist er in Frankreich. „Damals gab es noch kein Internet, und so wartete ich jede Woche sehnsüchtig auf die nächste Ausgabe meiner Lieblingszeitschrift für Autos. Ich schaute mir Autoshows im Fernsehen an und verfolgte die Formel 1. Ich habe alles über Autos aufgesogen“, erinnert er sich. „Schon damals war ich fasziniert von Designskizzen und futuristischen Konzeptstudien.

Aus den drei anfänglichen Designrichtungen wählte Romain seine Lieblingselemente aus und verschmolz sie zu einem einzigen, schlüssigen Konzept. Dieses wurde dann zu einem 3D-Modell weiterentwickelt, eine Technik, die im Designprozess von Škoda immer häufiger eingesetzt wird. „Früher war die 3D-Modellierung nur den Modellbauern vorbehalten, aber heute nutzen wir Designer sie immer häufiger. Sie hilft uns, Proportionen direkt und frühzeitig zu beurteilen“, erklärt Romain.

Für ihn war die Arbeit an einem Motorradkonzept auch eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Bevor er Designer wurde, studierte er Ingenieurwesen und seine Wertschätzung für klassische Mechanik ist immer noch tief verwurzelt. „Moderne Autos neigen dazu, ihre mechanischen Teile zu verstecken, aber bei Motorrädern kann man sie noch sehen. Das liebe ich“, fügt er hinzu. Und obwohl seine Slavia B keinen Verbrennungsmotor hat, ist sie dennoch ein Design-Meisterwerk und eine zutiefst emotionale, von der Technik inspirierte Kreation.
 

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