Benzin im Blut, Škoda im Herzen

Benzin im Blut, Škoda im Herzen

Falkenstein. Sächsischer Vogtlandkreis. Idylle pur. Hier lebt ein Mann, der mit jeder Pore atmet, was andere nur aus Oldtimer-Magazinen kennen: Jens Vogt ist Schrauber, Motorsport-Enthusiast und hat ein großes Faible für Škoda.

29. 7. 2025 Lifestyle

Während andere über PS diskutieren, bringt Vogt sie auf den Asphalt. Als Geschäftsführer und Seele der Autoservice Falkenstein GmbH, Škoda Partner seit 1992. Für Vogt bedeutet die Marke Leidenschaft und jede Menge Kindheitserinnerungen. „Ich bin mit Autos von Škoda groß geworden“, sagt er. „Škoda MB1000, Škoda 120L, die liefen damals überall und irgendwann war für mich klar: Aus Fahren wird Schrauben, aus Schrauben wird Motorsport.“ Und aus Motorsport wird Historie. Zum Anfassen. Zum Erleben.

Benzin im Blut, Škoda im Herzen

MB1000: der kleine Rebell

In der Werkstatt blitzt es nostalgisch zwischen Hebebühne und Hebelwirkung. Vogts MB1000, Baujahr 1965, ist nicht nur ein Hingucker, sondern ein rollendes Denkmal osteuropäischer Ingenieurskunst. Originaltreu restauriert und mit dem unverwechselbaren Klang, als hätte jemand einen Hornissenschwarm an einen Vergaser angeschlossen. „Klar, das ist keine Rakete. Aber dafür ehrlich. Mechanik, die du verstehst. Keine Sensoren, keine Assistenten. Nur du, das Auto und der Grenzbereich“, sagt Vogt und grinst.

Benzin im Blut, Škoda im Herzen

200 RS: vergessener Rallye-Titan

Doch Vogt wäre nicht Vogt, wenn er nur nostalgisch durch die Gegend tuckern würde. Er liebt auch das Wilde, das Ungezähmte. Und das findet er im Škoda 200 RS, einem Auto, das heute fast vergessen ist, aber 1974 in Mladá Boleslav als große Motorsport-Hoffnung der Tschechen das Licht der Welt erblickte. „Für mich ist der 200 RS ein Mythos. Kaum gebaut, kaum bekannt, aber was für ein Biest.“ Vogts Replik dieses Rallye-Exoten ist das Resultat jahrelanger Recherche: Teile aufspüren, Nachfertigung, Feintuning. Und wenn er mit dem rot-weißen Renner bei Veranstaltungen wie der Sachsenring Classic fährt, ist Gänsehaut garantiert. Bei ihm, aber auch bei den Fans.

Schrauber, Schweiß und Stolz

Im ADAC Historic Cup Ost geht Vogt aktuell im MB1000 an den Start. „Das älteste Auto im Feld“, sagt er nicht ohne Stolz. Die Rennserie ist mehr als nur ein Kräftemessen von historische Tourenwagen aus den ehemaligen Ostblock-Staaten bis Baujahr 1990. Es ist auch eine Bühne, auf der Geschichte weitergeschrieben wird. Statt Hightech-Carbon gibt es Alublech, Handschaltung und das gute alte Schraubenzieher-Setup. Mittendrin Jens Vogt, der mit Öl an den Fingern und einem Lächeln im Gesicht durch das Fahrerlager schlendert. „Hier geht’s nicht nur ums Gewinnen. Es geht ums Erinnern. Und darum, junge Leute für die alten Schätzchen zu begeistern.“

Dabei ist er ein Škoda Botschafter des Ostens geworden. Kaum jemand, der im Fahrerlager nicht schon mal bei Vogt nach Tipps gefragt hat, oder ob man mal seinen MB ausleihen darf. „Klar helfe ich gern. Das hier ist kein elitärer Kreis. Wir sind eine Community. Und wenn’s nach mir geht, fahren wir noch in 30 Jahren im Kreis“, sagt Vogt mit einem verschmitzten Lächeln.

Rallye-Romantik mit Heckantrieb

Ein weiteres Kapitel in Vogts persönlichem Motorsportbuch schreibt der Škoda Rapid 130 Coupé, Baujahr 1985. „Mit diesem Auto haben wir 2017 erfolgreich an der AvD Histo Monte teilgenommen. Dank optimaler Vorbereitung hielt unser alter Škoda die Strecke von Frankfurt am Main nach Monte Carlo ohne mucken durch“, sagt Vogt. Auch im Jahr 2024 war er im Rapid 130 am Start. Immer auf dem Beifahrersitz dabei, seine Frau Andrea.

Die AvD Histo Monte, eine Gleichmäßigkeitsrallye, die dem Geist der historischen Rallye Monte-Carlo nachempfunden ist, führt quer durch Europa. Mehr als 3.500 Kilometer über Alpenpässe, Schneepisten und Kopfsteinpflaster. Genau das richtige Revier für Vogt und seinen Rapid. „Der Sound, der Geruch, das Knistern nach dem Etappenziel, das ist purer Rallye-Zeitgeist“, schwärmt er.

Von Kundenservice zur Kultpflege

Doch Vogt im Rennoverall ist nur die halbe Geschichte. Denn unter der Woche steht der Geschäftsführer oft noch selbst in der Werkstatt in Falkenstein und kümmert sich um die Mobilität von heute, ohne dabei seine Wurzeln zu vergessen. „Wir machen hier modernen Autoservice, aber ich erkläre meinen Kunden auch, was ein Unterdruckvergaser ist. Alte Schule bleibt wichtig.“

Und spätestens, wenn ein Kunde mit einem betagten Škoda Felicia reinschneit, leuchten seine Augen. Dann wird aus der Routine ein Rendezvous, aus der Reparatur ein Revival. Jens Vogt lebt nicht in der Vergangenheit, aber er hat verdammt viel Respekt davor. Seine Liebe zu Škoda, zum ADAC Historic Cup Ost und zum ehrlichen Rennsport ist keine Pose. Das ist Passion. Und das merkt man.

Benzin im Blut, Škoda im Herzen