Von 31 bis 284 Pferdestärken: die Highlights unter den ŠKODA Rallye-Modellen

Von 31 bis 284 Pferdestärken: die Highlights unter den ŠKODA Rallye-Modellen
14. 8. 2020 Lifestyle Motorsport

Am 30. Juni 1901 erreicht Narcis Podsedníček mit einem Motorrad der Marke Laurin & Klement als Erster das Ziel des anspruchsvollen Rennens von Paris nach Berlin. Was 1901 auf zwei Rädern begann, setzt sich in den 1970er- und 1980er-Jahren mit Siegesserien auf den Renn- und Rallye-Strecken der Welt bis heute weiter fort: Der ŠKODA FABIA Rally2 evo knüpft mit seinem Siegeszug an die großen Meilensteine der Motorsportgeschichte von ŠKODA an.
Die Laurin & Klement Motorräder
Pionier Narcis Podsedníček startet auf einem Zweirad der ŠKODA Vorgängerfirma Laurin & Klement (L&K) beim für Autos und Motorräder ausgeschriebenen Rennen von Paris nach Berlin. Nach 1.196 Kilometern erreicht er am 30. Juni als Erster das Ziel. Doch er wird nicht zum Sieger gekrönt, sondern disqualifiziert. Weil niemand einen Fahrer so früh erwartet hat, ist die Kontrollstelle unbesetzt – und die Bestätigung der Berliner Polizei lassen die Veranstalter nicht gelten. Am 25. Juni 1905 gewinnt Václav Vondřich auf dem Laurin & Klement CCR die inoffizielle Motorrad-Weltmeisterschaft. Ausrichter war der damalige Motorradclub-Weltverband FICM, der Vorläufer der heutigen FIM (Fédération Internationale de Motocyclisme). Dieser Sieg gehört zu den größten Rennsporterfolgen der 1895 gegründeten Marke, aus der später ŠKODA AUTO hervorging. Noch im gleichen Jahr beginnt in Mladá Boleslav die Fertigung von Automobilen.




Laurin & Klement Typ FCR
Otto Hieronimus und Alexander Graf Kolowrat-Krakowský, der in Anspielung auf seine leistungsstarken L&K Boliden auch gern ,Graf Kilowatt‘ genannt wird, werden die Pioniere für ŠKODA im Motorsport auf vier Rädern. Siege am Semmering bei Wien 1908, am Gaillon in der Schweiz 1909 oder auch fünf Erfolge in Serie bei der österreichischen Alpenfahrt bilden die Grundsteine für die große Rallye-Historie der Marke. Diese beginnt 1912 mit Graf Kolowrat-Krakowskýs Start bei der legendären Rallye Monte Carlo. Der 5,5-Liter-Vierzylinder seines L&K FCR leistete schon damals 100 PS.

ŠKODA POPULAR ROADSTER
Die Erfolge im Motorsport spiegeln sich im Automobilverkauf wider. Frei nach dem Motto „Win on Sunday, sell on Monday“ (Gewinne am Sonntag, verkaufe am Montag) werden die tschechischen Automobile immer beliebter. 1925 fusioniert Laurin & Klement mit den Pilsener Škoda Werken und nennt die Marke wenig später ŠKODA AUTO. Erster Höhepunkt: In den Dreißigerjahren starten Ingenieur Jaroslav Hausman und Rennfahrer Zdenek Pohl mit dem Bestseller ŠKODA Popular bei der legendären Rallye Monte Carlo und werden nach einem zweiten Platz in ihrer Klasse in der tschechischen Heimat wie Helden gefeiert. Unter der langen Haube des offenen Zweisitzers arbeitete ein wassergekühlter 1,4-Liter-Viertaktmotor. Der Vierzylinder stammte aus dem ŠKODA RAPID und leistete 23 kW (31 PS).

ŠKODA 1000 MB
Im Jahr 1964 erfolgt ein Umbruch. Mit dem 1000 MB setzt ŠKODA erstmals auf Heckmotor und selbsttragende Karosserie. Parallel zum Rallye-Modell baut ŠKODA mit dem für den 1000 MB entwickelten Motor ein Monoposto für Rundstreckenrennen. Auch dieses Experiment wird zum Erfolg: 1968 gewinnt Miroslav Fousek die osteuropäische Formel-3-Meisterschaft.

Der 1000 MB Rallye.
Der 1000 MB Rallye.

ŠKODA 130 RS
Es folgt die große Zeit des legendären 130 RS, der ab 1975 bei Rundstreckenrennen und im Rallye-Sport für Furore sorgt. Seinerzeit gern als ,Porsche des Ostens‘ bezeichnet, gilt er nicht nur jenseits des Eisernen Vorhangs als ganz heißes Eisen. Der Hecktriebler basiert auf dem populären Sportcoupé ŠKODA 110 R, wurde aber durch zahlreiche Karosserieteile aus Aluminium und glasfaserverstärktem Kunststoff sowie Fenster aus splitterfestem Polycarbonat konsequent auf Leichtbau getrimmt. Ein sportliches Fahrwerk und ein leistungsgesteigerter Vierzylinder runden die Modifikationen ab. Der 1,3-Liter-Motor leistet 136 PS und beschleunigt den 130 RS auf bis zu 220 km/h. In dieser Konfiguration erzielt der 130 RS einen Doppelsieg in der Gruppe 2 bis 1,3 Liter Hubraum bei der Rallye Monte Carlo 1977. Zwischen 1976 und 1980 siegt er fünfmal in Folge bei der Rallye Bohemia. Und mit der Rundstreckenversion des 130 RS gewinnt ŠKODA 1981 die Markenwertung der Tourenwagen-Europameisterschaft. Die Faszination dieses Autos ist auch 45 Jahre nach seiner Premiere noch ungebrochen, wenn der deutsche Rallye-Rekordmeister Matthias Kahle den Hecktriebler bei historischen Rallyes nach Herzenslust quer durch die Kurven treibt.

ŠKODA 130 LR
Als die Homologation des 130 RS ausläuft, fährt ŠKODA zweigleisig. In der seriennahen Gruppe A startete der Typ 120 L, für die neue Gruppe B leitete ŠKODA vom beliebten Viertürer die erforderliche Kleinserie von 200 Stück ab. Front- und Motorhaube sowie Teile der Türen waren aus Aluminium gefertigt, Polycarbonat ersetzte auch beim 130 LR die Glasscheiben. Der Reihenvierzylinder erhielt einen Zylinderkopf aus Alu, das Fahrwerk wurde intensiv modifiziert. In der wilden Gruppe-B-Zeit war der ŠKODA 130 LR im Gegensatz zu den Allrad-Turbomonstern mit Heckantrieb und 1.300-Kubik-Saugmotor ein richtiger Underdog – fuhr aber dennoch erfolgreiche Platzierungen ein. So zum Beispiel beim WM-Lauf 1986 in Sanremo als Sechster im Gesamtklassement.

ŠKODA FAVORIT
Die neue Erfolgsära beginnt 1991 mit der Übernahme der Marke ŠKODA durch den Volkswagen-Konzern. Mit dem Modell FAVORIT gelingt die Umstellung auf Autos mit Frontmotor und Vorderradantrieb. Und wie sie gelingt: 1994 triumphiert der tschechische Autohersteller in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft in der Klasse der Zweiliterfahrzeuge. Zu den wichtigsten Vorteilen dieses Modells zählte sein geringes Gewicht von nur 794 Kilogramm. Neben der Rallye-Variante existierte auch eine für Rundstreckenrennen optimierte FAVORIT-Version.
ŠKODA FELICIA KIT CAR
Der FELICIA war der erste in Kooperation mit Volkswagen gebaute ŠKODA. Im Offroad-Trimm tritt er ab 1995 in der Rallye-Weltmeisterschaft in der Klasse der frontgetriebenen Fahrzeuge an. Zuerst mit 1,5-Liter-Vierzylinder, dann mit 1,6 Litern Hubraum. Mehrere Klassensiege läuten eine erfolgreiche Zukunft der tschechischen Marke im Rallye-Sport ein. 1996 belegt Stig Blomqvist den dritten Platz der Gesamtwertung der RAC Rally.

ŠKODA OCTAVIA WRC
Allradantrieb, Zweiliter-Turbomotor und rund 300 PS – mit dem OCTAVIA World Rally Car (WRC) spielt ŠKODA nun in der absoluten Königsklasse des internationalen Rallye-Sports mit: 2001 erobert der ŠKODA Werksfahrer Armin Schwarz bei der Safari-Rallye in Kenia den dritten Platz. Darüber hinaus brilliert der OCTAVIA WRC auch in zahlreichen nationalen Championaten. Matthias Kahle und Beifahrer Peter Göbel gewinnen mit ihm 2002 und 2004 die Deutsche Rallye-Meisterschaft (DRM). Das erfolgreiche Duo dominiert die nationale Meisterschaft mit dem OCTAVIA WRC, FABIA WRC und dem FABIA SUPER 2000 über fast ein Jahrzehnt.

Der OCTAVIA WRC wurde unter anderem von den beiden deutschen Piloten Armin Schwarz und Matthias Kahle gefahren.
Der OCTAVIA WRC wurde unter anderem von den beiden deutschen Piloten Armin Schwarz und Matthias Kahle gefahren.

ŠKODA FABIA SUPER 2000
2009 kehrt ŠKODA werksseitig mit Jan Kopecky und Petr Stary in den internationalen Rallye-Sport zurück – mit einem Fahrzeug, das zu einem der erfolgreichsten Modelle der Rallye-Historie werden sollte. Der FABIA SUPER 2000 entsprach dem 2006 eingeführten FIA-Reglement SUPER 2000 für Allradfahrzeuge mit Benzin-Saugmotoren oder Turbodieselmotoren bis 2,0 Liter oder Turbobenzinern bis 1,6 Liter Hubraum. Darüber hinaus durften die Fahrzeuge nur über einfache elektronische Systeme verfügen. Zum Beispiel ohne ein aktives Differenzial. Die tschechische Marke entschied sich für einen 1.996 cm³ großen Saugbenziner, der rund 280 PS lieferte.
ŠKODA FABIA R5, FABIA R5 evo und FABIA Rally 2 evo
Als Ablösung der Super-2000-Kategorie im Rallye-Sport verabschiedete die FIA 2012 das neue R5-Reglement. Startberechtigt sind Allradfahrzeuge mit maximal 1,6 Liter großem Turbomotor und Benzindirekteinspritzung. Die R5-Autos ähneln den damaligen World Rally Cars, sind aber seriennäher und weisen im Vergleich folgerichtig einige technische Restriktionen auf. Bei insgesamt neun WM-Einsätzen im Debütjahr des Fabia R5 gelingen der Marke vier Siege und ŠKODA Motorsport schließt die Saison 2015 als Team-Weltmeister ab. Mit 1.018 Laufsiegen und 2.424 Podestplätzen bei 6.760 Starts gilt der Fabia R5 2019 als das erfolgreichste Rallye-Auto seiner Kategorie. 127 Teams in 63 Ländern setzen das Fahrzeug bis Ende 2019 ein. Mitte 2019 folgt der FABIA R5 evo, welcher zur Saison 2020 in Fabia Rally2 evo umbenannt wird. Damit passte der Hersteller die Bezeichnung des Fahrzeugs an die Umbenennung der Kategorie durch die FIA an.

Gegenüber der bisherigen Version profitiert der evo in nahezu allen relevanten Bereichen von umfangreichen Weiterentwicklungen. Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal: Analog zur jüngsten Generation des Serienmodells fährt die Rallye-Version mit dem schlanken Scheinwerferdesign inklusive LED-Tagfahrlicht und der noch markanter gezeichneten Fahrzeugfront vor. Ab dem Modelljahr 2020 trägt auch der Rallye-Bolide den ausgeschriebenen Schriftzug anstelle des Markenlogos am Heck. Zugleich haben die Experten von ŠKODA Motorsport auch die herausragende Performance und Zuverlässigkeit des Vorgängers weiter optimiert. Herzstück des FABIA Rally2 evo ist der überarbeitete, nach dem Reglement des Automobil-Weltverbands FIA entwickelte Turbomotor. Das 1,6 Liter große Triebwerk überzeugt mit noch höherer Leistung und optimiertem Ansprechverhalten. Der aufgeladene Vierzylinder leistet nun rund 284 PS und vereint dies mit einem kraftvollen Drehmoment von 425 Newtonmetern.

Der aktuelle ŠKODA FABIA Rally2 evo.
Der aktuelle ŠKODA FABIA Rally2 evo.