Auf der Jagd nach Zehnteln

Auf der Jagd nach Zehnteln

Egal, ob der Škoda Fabia RS Rally2 auf Rallye-Etappen im Einsatz ist, oder ein Zeitfahrrad bei der Tour de France gegen die Uhr kämpft, das Ziel bleibt das gleiche: Geschwindigkeit, Effizienz und absolute Leistung.

7. 7. 2025 Lifestyle Motorsport

Beide Fahrzeuge gehören in ihren jeweiligen Disziplinen zur absoluten Weltspitze und sind ein Beweis, wie weit Design und Technik im Streben nach Leistung gehen können. Der Fabia RS Rally2 wiegt über 1,2 Tonnen und hat 216 kW (293 PS) Leistung. Die Zeitfahrmaschine wiegt dagegen nur ein paar Kilo und hängt komplett von der menschlichen Kraft ab. Trotzdem gibt es überraschende Parallelen beim Design.

Regeln müssen beachtet werden

Der Škoda Fabia RS Rally2 basiert auf der vierten Generation des Serienmodells Fabia, wurde aber stark verändert, um die Homologationsstandards der FIA Rally2 zu erfüllen. „Einige Teile müssen original bleiben, andere können optimiert werden und wieder einige sind reine Prototypen“, erklärt Jakub Jareš, Projektkoordinator bei Škoda Motorsport. „Die Klassen Rally1 bis Rally4 unterscheiden sich darin, wie sehr das Auto einem Serienmodell ähneln muss – je höher die Anzahl der Teile, desto näher bleibt es am Serienmodell.

Chasing tenths: on two wheels or four

Zeitfahrräder, wie sie bei der Tour de France verwendet werden, basieren nicht auf Serienmodellen, sondern werden komplett neu gebaut. Aber genau wie bei Rallye-Autos muss jedes Teil zugelassen sein. „Der Internationale Radsportverband UCI zertifiziert Teile wie Rahmen und Helme. Diese müssen auch für die Öffentlichkeit erhältlich sein“, sagt der ehemalige Profi-Radrennfahrer Zdeněk Štybar, dreimaliger Cyclocross-Weltmeister und Etappensieger der Tour de France.

Für Zeitfahrräder ist das Mindestgewicht streng auf 6,8 Kilogramm festgelegt. Beim Einzelzeitfahren werde zudem Lenkerverlängerungen genutzt, die eine ergonomischere und aerodynamischere Fahrposition ermöglichen. Die Regeln der UCI begrenzen den horizontalen Abstand zwischen der Mitte der Kurbelgarnitur und dem Ende des Lenkers. Je nach Körpergröße des Fahrers liegt dieser in der Regel zwischen 80 und 85 cm. „Natürlich überprüfen die Offiziellen auch, ob versteckte Elektromotoren im Rad sind. Das wäre Betrug. Dagegen sind Übersetzungsverhältnisse, insbesondere die Anzahl der Zähne an den Zahnrädern, derzeit nicht begrenzt. Die Fahrer passen sie oft individuell an“, fügt Štybar hinzu.

Die Lenkerverlängerung, auch Trapez genannt, macht das Fahren bequemer, effizienter und vor allem aerodynamischer.

 

In der Rally2-Kategorie wird zuerst das Serienfahrzeug zugelassen, dann das Rennfahrzeug. Bei jeder Rallye gibt es technische Kontrollen und an der Ziellinie werden die besten Autos für die Endkontrolle ausgewählt. „Bei diesen Kontrollen kann der Technische Kommissar sogar eine Überprüfung der Kolben verlangen. Das bedeutet, dass der Zylinderkopf ausgebaut, die Kolben herausgenommen und die Teile auf Übereinstimmung mit der Homologation überprüft werden. Das kommt nicht oft vor, aber die Offiziellen haben das Recht dazu, um jegliche Form von Betrug zu verhindern“, erklärt Jareš.

Wenn man ein echtes Zeitfahrrad fahren möchte, dann geht das. Mit der richtigen Ausrüstung ist das Tour-de-France-Feeling direkt vor der Haustür erlebbar. Beim Fabia RS Rally2 ist das eine andere Geschichte. Er ist zwar käuflich zu erwerben, aber ohne Lizenz darf man keine Rallyes fahren und ohne Sondergenehmigung ist er auch nicht für den Straßenverkehr zugelassen.

Aerodynamik: Freund und Feind

Ob Rallye-Auto oder Zeitfahrrad: Luft ist sowohl der Feind als auch der Schlüssel zum Sieg. Je schneller man fährt, desto mehr Luftstrom ist vorhanden. Desto größer der Widerstand, desto schwieriger wird die Vorwärtsbewegung. Deshalb werden beide Arten von Maschinen in Windkanälen aerodynamisch optimiert.

Für Autos ist ein Besuch im Windkanal zwar teuer, aber gängige Praxis. Auch Zeitfahrräder werden dort getestet, was einer der Hauptunterschiede zu normalen Fahrrädern ist. Außerdem werden dabei auch Fahrerinnen und Fahrer selbst berücksichtigt und können durch ein 3D-Modell dargestellt werden. Anders als bei einem Auto ist das ein wichtiger Teil der Aerodynamik. Neben dem Rahmen und dem Lenker werden auch Anzug, Schuhe und Helm genau abgestimmt. Jedes Detail zählt, sogar die Socken.

Mach's dir bequem, es geht los!

Beim Radfahren sind auch die Position des Kopfes und die richtige Haltung wichtig. Manchmal werden diese mit einem Physiotherapeuten erarbeitet und trainiert. Denn eine schlechte Haltung kann einen echten Nachteil bringen. „Über fünfzig Kilometer kann eine veränderte Schulterposition einen Unterschied von einer Minute ausmachen“, erklärt Štybar.

Der Fahrer positioniert sich auf dem Rad so, dass er sich wohlfühlt, gleichzeitig maximale Kraft entfalten kann und eine möglichst aerodynamische Haltung einnimmt. „Normalerweise gibt es einen Kompromiss zwischen Komfort und Aerodynamik, aber Profis neigen dazu, bis an die Grenzen zu gehen und ein wenig Komfort für eine bessere Aerodynamik zu opfern“, sagt Štybar.

Chasing tenths: on two wheels or four

Die Position der Fahrerin oder des Fahrers hinter dem Lenkrad sowie die individuelle Anpassung im Auto sind auch wichtig. Der Sitz ist für die jeweilige Kategorie zugelassen. Es gibt verschiedene Größen und der Sitz kann mit Polstern angepasst werden oder eine speziell angefertigte Einlage genutzt werden. „Eine gute Sitzposition im Rennwagen ist wichtig, weil der Körper enorme Stöße abbekommt und jede ungewollte Bewegung die Ermüdung erhöhen kann“, sagt Jareš.

Chasing tenths: on two wheels or four

Stahl, Carbon, Kevlar und mehr

Die Vorschriften für Rennfahrzeuge legen auch fest, welche Materialien verwendet werden dürfen. Im Vordergrund stehen dabei Sicherheit, Festigkeit und Gewicht. So verfügt der Škoda Fabia RS Rally2 über eine Stahlkarosserie, einen Ansaugkrümmer aus Carbon, einen Überrollkäfig aus Chrom-Molybdän-Stahl und Absorptionselemente aus einem speziellen Schaumstoff namens Defoelements. Allerdings gibt es auch hier gewisse Einschränkungen: „Titan ist beispielsweise in Rennwagen der Rally2-Kategorie nicht erlaubt“, erklärt Jareš.

Bei Zeitfahrrädern werden meist Carbon-Verbundwerkstoffe verwendet. Teile wie Zahnräder können aus Titan, Carbon oder gehärtetem Stahl gefertigt sein. Da ein Rennrad nur ein paar Kilo wiegt, zählt jedes Gramm: „Jedes zusätzliche Gewicht am Rad ist spürbar, deshalb wird sogar die Farbe sorgfältig ausgewählt. Weiß ist die schwerste Farbe“, sagt Štybar.

Ein Zeitfahrrad wird für einen einzigen Zweck gebaut: so schnell wie möglich zu sein. Oft wird es als TT-Bike bezeichnet, was für „Time Trial“ steht. Im Vergleich zu normalen Fahrrädern wird bei diesen speziellen Modellen großer Wert auf Aerodynamik gelegt. Dank optimierter Luftströmung sehen sie futuristisch aus. Die Helme können sogar den Masken der Band Daft Punk ähneln. Aber hier geht es nicht um Kunst, es geht um Zeit.. 

Škoda ist mit beiden Welten eng verbunden. Schließlich rollten 1895 in der Fabrik in Mladá Boleslav die ersten Fahrräder von Laurin & Klement vom Band. Heute ehrt die Marke ihre Wurzeln durch Partnerschaften, unter anderem mit dem berühmtesten Radrennen der Welt, der Tour de France.