Eine bewegte Geschichte

Škoda Auto feiert sein 130-jähriges Bestehen und wir beleuchten Schlüsselmomente aus der Geschichte der Marke. Dieses Mal werfen wir einen Blick auf besondere Plakate und Broschüren.
30. 4. 2025 130 yearsAm 9. Mai 1945, dem Tag nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, fielen die ersten Bomben aus sowjetischen Flugzeugen über Mladá Boleslav. Zwei davon, jede mit einem Gewicht von 250 kg, trafen das Automobilwerk. Die Explosionen und der anschließende Brand betrafen in erster Linie die Produktionsanlagen. Bereits wenige Monate später wurde die Produktion wieder aufgenommen, zunächst für Lastkraftwagen, dann für Personenwagen.
Die Automobilindustrie trug dazu bei, das vom Krieg zerrüttete Europa wieder in Gang zu bringen, auch wenn die Motorisierung je nach politischer Lage in den einzelnen Ländern unterschiedlich gehandhabt wurde. Wie die britische Regierung entschieden sich auch die tschechoslowakischen Behörden für die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien. Am 27. Oktober 1945 trat der Erlass Nr. 100 in Kraft, der die Verstaatlichung von Bergwerken und Industrieunternehmen einleitete. Im Jahr 1946 folgte ein zweijähriger Wiederaufbauplan, um die Wirtschaft des Landes wieder aufzubauen und auf die Beine zu bringen.
Titelblatt des dänischen Prospekts aus dem Jahr 1946 mit dem Škoda 1101. Aufgrund seiner beliebten zweitürigen Karosserievariante trug er den Spitznamen „Tudor“ (two-door, deutsch: zwei Türen).
In dieser Zeit wurde der Export in ausländische Märkte intensiviert, wie das Werbematerial des Zweijahresplans von 1947 belegt: „Durch die Steigerung des Exports können wir große Produktionsmengen erreichen, dem Staat wertvolle Devisen sichern und zur Senkung der inländischen Autopreise beitragen.“
1946 wurde der Automobilhersteller in Mladá Boleslav in Automobilové závody národní podnik (AZNP) umbenannt, die Autos wurden aber weiterhin unter der Marke Škoda verkauft. Dies bedeutete die endgültige Trennung vom Škoda Konzern, der sich 1925 mit der ursprünglichen Firma Laurin & Klement zusammengeschlossen hatte.
Nach der kommunistischen Machtübernahme im Februar 1948 wurde die Tschechoslowakei Teil des Ostblocks, der sozialistischen Staaten Mittel- und Osteuropas, die unter dem Einfluss der mächtigen Sowjetunion standen. In den folgenden 40 Jahren wurde die Wirtschaft auf ein zentral geplantes sozialistisches Modell umgestellt, um den uralten kommunistischen Traum zu erfüllen: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“. Die Planung erfolgte anhand von Fünfjahresplänen, in denen festgelegt wurde, welche Waren wo produziert werden sollten, wie viel sie kosten würden und wie hoch die Löhne der Arbeitnehmer sein sollten. Die Ausfuhren waren weiterhin von entscheidender Bedeutung, da sie die dringend benötigten Devisen einbrachten.
Das Verwaltungsgebäude des AZNP im Jahr 1959, „geschmückt“ mit Propagandasprüchen des kommunistischen Regimes.
Zur Unterstützung der Exporte wurde ein breites Spektrum an visuell ansprechenden Postern und Broschüren in mehreren Sprachen erstellt. Neben der hauseigenen Werbeabteilung von AZNP leisteten auch externe Künstler ihren Beitrag - wie der Grafikdesigner František Kardaus, der für die ikonische Straßenbahn Tatra T3 bekannt ist, und der Fotograf Vilém Heckel. Škoda hatte bereits eine lange Tradition in der Herstellung von hochwertigem Werbematerial; von Anfang an produzierte das Team in Mladá Boleslav hochwertige Werbung für Laurin & Klement-Fahrräder, Motorräder und später für Škoda-Automobile.
Farbige Illustrationen sowie ein Schwarz-Weiß-Handbuch
1952 begann Škoda mit der Serienproduktion seines ersten Fahrzeugs mit Ganzmetallkarosserie, dem Škoda 1200, der später zum Škoda 1201 wurde. Diese Modelle erhielten auch beliebte Spitznamen: „Sedan“ für die Limousine, andere Karosserievarianten waren der Station Wagon (STW), der Van, der Pickup und der Krankenwagen.
Nicht zuletzt dank wirksamer Werbemaßnahmen waren die Exporte - nicht nur nach Westeuropa – so erfolgreich, dass nur wenige Fahrzeuge für inländische Käufer übrigblieben. So blieben 1955 von den 12.530 produzierten Autos nur 1.682 in der Tschechoslowakei, von denen viele noch an staatliche Unternehmen gingen. Während das Exportmaterial vor Kreativität und Flair strotzte, mussten die einheimischen Kunden auf den berüchtigten Wartelisten warten, bis sie an der Reihe waren.
1955 wurde der Škoda 440 Spartak auf dem Brüsseler Autosalon vorgestellt. Diesem erfolgreichen Modell folgte ein noch beliebteres – der Škoda Octavia.
Der Export und die damit verbundenen Werbeanstrengungen machten sich bezahlt. Škoda Fahrzeuge waren im Ausland erfolgreich und konnten sich gegen die westliche Konkurrenz durchsetzen. Neben Ländern wie Westdeutschland, Spanien, Großbritannien und Frankreich wurden die Fahrzeuge auch nach Australien und Südamerika exportiert. In Chile zum Beispiel wurde der Octavia Combi montiert und war bei den dortigen Landwirten sehr beliebt. Einige wenige Exemplare schafften es sogar bis in die USA.
Die englischsprachigen Länder erhielten ein offizielles Werbehandbuch für den Škoda 440 Spartak, das von der staatlichen Außenhandelsgesellschaft Motokov in Auftrag gegeben wurde, die als einzige tschechoslowakische Autos im Ausland verkaufen durfte. Dadurch wurde der direkte Kontakt zwischen den westlichen Märkten und dem Hersteller unterbunden. Das Handbuch enthielt Abbildungen ohne Text, die zur freien Verwendung in Printkampagnen bestimmt waren.
Die industriellen Botschafter der Tschechoslowakei - der Škoda Felicia und das Flugzeug L-200 Morava – wurden in einem Bild festgehalten.
Ein großer Exportschlager war der legendäre Škoda Felicia, gefolgt vom Octavia und seiner Combi-Variante. Obwohl die bestehenden Modelle noch weiter hätten modernisiert werden können, drängte die kommunistische Führung auf ein völlig neues Auto, das die Produktionskapazitäten deutlich erhöhen würde.
Dieses radikal neue Modell kam 1964 auf den Markt - der Škoda 1000 MB, das erste Serienfahrzeug der Marke mit einer selbsttragenden Karosserie. Eigens für diesen Wagen wurden in Mladá Boleslav neue Produktionsanlagen errichtet. Bis heute ist das Gebiet als „neues Werk“ bekannt, das „über die Bahngleise“ liegt, wie jeder Škoda-Arbeiter weiß. Ein großer Teil dieser Fahrzeuge wurde wieder ins Ausland exportiert. Der Škoda 1000 MB wurde zum Symbol für eine relativ glückliche Zeit in der sozialistischen Tschechoslowakei, die mit dem Einmarsch des Warschauer Paktes im August 1968 ein jähes Ende fand.
Die Tschechoslowakei durchlief acht Fünfjahrespläne, von denen die meisten eher ertragen als angenommen wurden. Der letzte Fünfjahresplan war für die Jahre 1986-1990 vorgesehen, doch der Zusammenbruch des kommunistischen Regimes im Jahr 1989 bedeutete das Ende der Planwirtschaft. Eine neue politische Ordnung brachte eine Marktwirtschaft mit sich.
Škoda Auto hat sich immer an neue Kommunikationsmittel angepasst. Mit der Einführung des Škoda 440 Spartak begann die Fotografie die ursprünglichen Design-Illustrationen zu ersetzen. Mit der Zeit wichen die phantasievollen Fotos der Fernsehwerbung. Im heutigen digitalen Zeitalter hat sich ein weiterer Wandel vollzogen: Škoda Auto kommuniziert jetzt über das Internet und die sozialen Medien.